Bei einer routinemäßigen Kontrolle unserer Fledermauskästen am 28.8.2018 entdeckten wir in einem Fledermauskasten eine beringte weibliche Fransenfledermaus in Gesellschaft mit 18 weiteren Tieren dieser Art. Die Fledermaus wurde als Jungtier am 17.9.2006 im Landschaftsschutzparkt "Bartschtal" in der Nähe von Ostrow Wielkopolski (Großpolen) beringt, d.h. sie war 12 Jahre alt. 2019 haben wir sie nun dort erneut wiedergrfunden! Fransenfledermäuse haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 3,5 Jahren! Der Fundort in der Nähe des Felchow-Sees bei Schwedt ist 305 km vom Beringungsort entfernt. Fransenfledermäuse gelten als sehr ortstreu, insbesondere die Weibchen. und entfernen sich nur sehr selten mehr als 50 km von ihrem angestammten Revier. Dieser Wiederfund ist also in zweifacher Beziehung sehr bemerkenswert.
Als wir Ende der 80er Jahre begannen, uns mit Fledermäusen und Fledermausschutz zu be- schäftigen, war dazu in unserer Region praktisch nichts bekannt. Angeregt durch die Arbeiten der Gruppe um Dr. Heise in Prenzlau war unser Arbeitsfeld zunächst auf Fledermauskästen für die höhlenarmen Wälder der Region beschränkt. Sukzessive kamen die Einrichtung bzw. Optimierung von Winterquartieren, die Erfassung und Betreuung von Wochenstuben, Ersatz für durch Baumaß- nahmen verlorene Quartiere, das Monitoring mittels Bat- Detektor und durch Netzfang und die Pflege verletzter oder sehr geschwächter Tiere hinzu.
Bis heute konnten 16 von den 18 im Land Brandenburg vorkommenden Fledermausarten nachgewiesen werden, darunter auch die nach der FFH- Richtlinie besonders geschützten Arten Großes Mausohr, Teich- und Mopsfledermaus.
Fledermauskästen sind einmal sinnvolle Ersatz- quartiere für ansonsten höhlen- bzw. spalten- arme Wälder. Zum anderen sind sie auch für das Monitoring für eine Reihe von Fledermaus- arten brauchbar, die solche Kästen annehmen.
Wir verwenden fast ausschließlich Flachkästen vom Typ Stratmann. Sie sind relativ einfach herzustellen, wartungsarm und bei Ummantelung mit Dachpappe lange haltbar.
Heute hängen in den umliegenden Wäldern mehrere hundert Fledermauskästen, die mehr- mals im Jahr kontrolliert werden. Sie werden vor allem von Rauhhautfledermäusen, Braunen Langohren, Großen Abendseglern und Fransen- fledermäusen, daneben auch von Teich-, Mücken- und Zwergfledermäusen als Einzel-, Paarungsquartier und auch als Wochenstuben genutzt.
Im Jahr 2011 registrierten wir z.B. 5 Wochen- stuben der Rauhhautfledermaus mit insgesamt ca. 90 adulten Weibchen.
Die zahlreichen Plattenbauten der Stadt Schwedt boten für Fledermäuse mit ihren vielen Ritzen-, Spalten und Löchern ideale Sommer- und Winterquartiere, die im Zuge der Gebäude- sanierungen und des Rückbaus nach 1990 ver- lorengingen. In guter Zusammenarbeit unseres NABU- Regionalverbandes mit den örtlichen Wohnungsbaugesellschaften wurden bei diesen Baumaßnahmen auch viele geeignete Ersatz- quartiere geschaffen. So wurden z.B. bei der Fassadengestaltung Flachkästen in die Wär- medämmschicht eingebaut. Eine andere Mög- lichkeit boten die im Dachbereich vorhandenen und mit einer Lamellenkappe verschlossenen Lüftungslöcher. Durch Herausbrechen von zwei Lamellen wurden die Dachböden für Fleder- mäuse zugänglich gemacht.
Eine weitere Möglichkeit des Monitorings ist der Netzfang. Wir verwenden dafür feine Haarnetze in den Abmessungen ca. 10x3 m. Mittels dieser Methode gelang uns der Nachweis so bedeutender Arten wie Großes Mausohr, Mopsfledermaus und Graues Langohr.
Die Erfassung von Sommerquartieren in und an Gebäuden und in Baumhöhlen ist aufwendig. Oft werden sie durch Hinweise aus der Bevölkerung oder zufällig entdeckt.
Die bedeutendste Fledermaus- Wochen- stube in unserer Region ist die des Großen Mausohrs auf dem Dachboden eines Einfamilienhauses mit durch- schnittlich ca. 80 adulten Weibchen. Bei dieser Größenordnung ist die Toleranz durch die Eigentümer schon nicht mehr selbstverständlich und Hilfe und Unter- stützung erforderlich. Zur Entlastung der Familie haben wir eine Zwischendecke eingezogen. Die Haupthangplätze wurden mit Brettern neu gestaltet, um weitere Beschädigungen der Unter- spannfolie zu vermeiden. Die Maus- ohren haben dies problemlos toleriert.
In den letzten Jahren hat sich der Bestand leicht erhöht. Anfang Juni 2015 wurden bei der Zählung des Ausflugs der adulten Weibchen 103 Tiere ermittelt.
Fledermausquartiere in Baumhöhlen verraten sich oft durch eine am Baumstamm herab- laufende schwarz-braune Spur, wie hier die Wochenstube der Wasserfledermaus mit 32 adulten Weibchen (2011) in einer Eiche in einem Schwedter Park. Solche Bäume gilt es zu bewahren. Besonders wenn sie in der Nähe von Wegen stehen, besteht immer die Gefahr einer Fällung aus Gründen der Verkehrssiche- rungspflicht. Bei der Stadtverwaltung der Stadt Schwedt haben wir dabei stets Verständnis und gemeinsam Lösungen gefunden.
In unserer Region gibt es nur wenige bekannte Fledermauswinterquartiere. Wir haben es deshalb zu einer unserer Hauptaufgaben gemacht, potentiell geeignete Quartiere zu finden, um diese entsprechend herzurichten bzw. zu optimieren. Hier einige Beispiele:
Leider haben wir es immer wieder mit Vandalismus zu tun, wie hier 2014 eine aufgebrochene Tür. Die im Keller winterschlafenden Fledermäuse haben das trotz des Kälteeinbruchs überstanden.
Inzwischen ist ein fast einbruchsicherer Zugang installiert.
Regelmäßig werden Ende Januar alle bekannten Winterquartiere kontrolliert und die vorkommenden Arten und die Anzahl der Tiere erfaßt. 2012 war dabei überdurchschnittlich. Auch die in userer Region so seltenen Arten Mopsfledermaus, Großes Mausohr und Graues Langohr konnten wieder nachgewiesen werden.
Vor allem im Winter kommt es immer wieder vor, dass Fledermäuse in hilflosem Zustand gefunden werden. Hier sollte immer ein Sach- kundiger hinzugezogen werden, der vom NABU oder auch von der jeweiligen Unteren Natur- schutzbehörde vermittelt werden kann. Gegebenenfalls ist das Tier zu sichern, indem man es in einen kleinen mit einem Papierta- schentuch oder Stofftuch ausgelegten Karton setzt. Fledermäuse sollten immer mit Hand- schuhen angefasst werden, denn sie können schon mal kräftig zubeißen, wenn sie sich bedroht fühlen.
Außer bei offenen Brüchen oder inneren Verletzungen ist die Prognose nach unseren Erfahrun- gen meist gut. Oft reicht eine Pflege durch Versorgung mit Futter und Wasser, um die Tiere wieder fit zu machen. Sie gewöhnen sich recht schnell an das für sie neue Futter, in der Regel Mehlwürmer, und an die Prozedur und den Pfleger. In der Anfangsphase braucht man aber manchmal auch viel Geduld und Zeit. Im Extremfall hatten wir einmal 22 Zwergfledermäuse gleichzeitig über mehrere Wochen in Pflege, ehe sie wieder in die Freiheit entlassen werden konnten. Das bedeutete einen täglichen Zeitaufwand von 4-5 Stunden und zog sich oft bis Mitternacht und darüber hinaus hin.
In der Regel sind es Zwergfledermäuse, die uns gebracht werden oder abgeholt werden müssen. Aber auch Große Abendsegler, Breitflügel- und Zweifarbfledermäuse und im Ausnahmefall ein Kleinabendsegler hatten unsere Experten schon in Pflege